O. Wey u.a.: Occupations protohistoriques au sud de Delémont

Cover
Titel
Occupations protohistoriques au sud de Delémont: de l'âge du Bronze final au Second âge du Fer.


Autor(en)
Wey, Othmar
Reihe
Cahier d'archéologie jurassienne 31
Erschienen
Porrentruy 2011: Société jurasienne d'émulation
Anzahl Seiten
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Peter Jud

Die Publikation stellt die Ergebnisse einer Serie von fünf Notgrabungen vor, die allesamt auf einem etwa 1,6 km langen Abschnitt der Autobahn A16 (Transjurane) liegen, die an dieser Stelle das Becken von Delémont durchquert. Die archäologischen Eingriffe tragen, von Osten her aufgezählt, die Flurnamen Le Tayment, La Beuchille, La Deute, Les Prés de la Communance und La Communance und fanden im wesentlichen zwischen 1999 und 2001 statt.

Die Fundstellen liegen auf dem Talgrund eines relativ weiten Beckens im Innern des Juragebirges, auf 400–450 m ü.M. Die Erhaltung der archäologischen Reste ist recht unterschiedlich, abhängig von der topographischen Lage und späteren Nutzungen. Während das Vorhandensein von archäologischen Zeugnissen der Bronzezeit sowie der römischen Periode aufgrund der archäologischen Karte erwartet wurde, war die Präsenz eisenzeitlichen Siedlungsspuren eine Überraschung.

In der Einleitung wird etwas unvermittelt eine für alle vorgeschichtlichen Epochen gültige Ansprache der Keramik vorgestellt. Anschliessend wird der geologische Kontext für den gesamten Talabschnitt und die einzelnen Fundstellen detailliert dargelegt (14 Seiten). Nach diesen Präliminarien folgen die Schilderungen der einzelnen Fundstellen (132 Seiten), die jeweils von einer eingehenden stratigraphischen Analyse eingeleitet werden.

Auf der kleinen Fundstelle La Tayment belegte das Fundgut eine Siedlungsphase der Spätbronzezeit sowie der mittleren oder späten Latènezeit. Auch bei der Grabung auf La Beuchille kamen ausser einigen Gruben kaum archäologische Strukturen zum Vorschein. Die keramischen Funde stammen fast ausschliesslich aus der Spätbronzezeit (HaB2), während die Spuren eines Schmiedeateliers wohl der Latènezeit oder der römischen Epoche angehören.

In La Deute waren die archäologischen Reste deutlich besser erhalten (Grabungsfläche 3,5 ha). Die diffuse Fundschicht der späten Bronzezeit (HaB1/B2 früh) zeigt wohl die unmittelbare Nähe eines Siedlungsplatzes an. Für die zweite Siedlungsphase (LTC2/D1) liegen hingegen die Grundrisse von zwei Gebäuden vor, während etwas südlich davon Spuren von Schmiedeplätzen nachgewiesen wurden. Das Ensemble ist als Einzelgehöft zu bezeichnen, das idyllisch am Rande eines kleinen Baches lag. Eine ansprechende zeichnerische Rekonstruktion des Befundes schmückt den Umschlag des Buches.

Die interessantesten Befunde kamen jedoch in der Fundstelle Les Prés de la Communance zum Vorschein (1,4 ha). Die in vier verschiedenen Sektoren vorhandenen Siedlungsreste, zu denen meist auch Pfostenbauten gehören, datieren in die Phasen HaB3, HaC sowie in die Früh- und in die Mittellatènezeit. Für die frühlatènezeitliche Keramik hat die petrographische Untersuchung einen interessanten Bezug zum Kaiserstuhl bei Breisach im Oberrheintal enthüllt.

Die bereits 1997–1999 erfolgte Grabung bei La Communance galt zunächst einem römerzeitlichen Mausoleum (Inhalt des Bandes CAJ 31). Die urgeschichtlichen Schichten mit Funden der Spätbronzezeit waren stark gestört, die Nähe einer hallstattzeitlichen Nekropole scheint möglich.

Das kurze Kapitel Synthese und Schlussfolgerungen zieht die Bilanz der auf den ersten Blick unspektakulären Entdeckungen auf den fünf Fundstellen, die jedoch die Kenntnisse von der urgeschichtlichen Besiedlung der Tallandschaft von Delémont bedeutend erweitert haben. Für die späte Bronzezeit ist eine intensive Besiedlung anzunehmen, selbst wenn bis jetzt Baustrukturen noch fehlen. Ab der Hallstattzeit ist mit einer mehr oder weniger kontinuierlichen landwirtschaftlichen Nutzung zu rechnen, der immer wieder Spuren der Eisenverarbeitung beigemischt sind — ein Befund, der angesichts der in der Nähe vorhandenen oberflächlich zugänglichen Eisenerze von besonderem Interesse ist.

Die präzisen Zusammenfassungen in Französisch, Deutsch, Italienisch und Englisch sind für den eiligen Leser besonders wertvoll, da die einzeln vorgenommene Besprechung der verschiedenen Fundstellen, inklusive Fundbearbeitung, doch zu einer gewissen Verzettelung der Informationen geführt hat. Die Ausgliederung der Keramikanalysen in ein gesondertes Kapitel, in das auch die in der Einleitung versteckte Keramiktypologie gehört, hätte die Lesbarkeit des Buches bestimmt erhöht. Auch die systematisch vorgenommenen C14-Datierungen würde man gerne in einem synthetischen Teil sehen, der einen Bezug zwischen den einzelnen Fundstellen herstellt. Das Buch hätte zudem eine etwas grosszügigere Bildausstattung verdient.

Gesamthaft aber ist die grosse Bedeutung der vorliegenden Publikation für die urgeschichtlich Archäologie des Juras offensichtlich. Neben den viel zahlreicheren Grabungsergebnissen der zu allen Zeiten dichter besiedelten Ebenen zu beiden Seiten des Gebirges mögen die Befunde und die Fundmengen aus den besprochenen Grabungen bescheiden anmuten. Im wenig bekannten Gebirgsinneren jedoch bilden sie einen bedeutenden Referenzpunkt, auch für den französischen Jurateil. Der hartnäckige Wille des Autors, Grabung und Publikation zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, ist im gesamten Buch spürbar. Die jurassische Archäologie und der Leiter der Grabungen haben die Chance genutzt, die ihnen der Bau der Autobahn bot, und eine reiche Ernte eingefahren.

Zitierweise:
Peter Jud: Rezension zu: Othmar Wey, Occupations protohistoriques au sud de Delémont: de l'âge du Bronze final au Second âge du Fer. Cahier d'archéologie jurassienne 31. Porrentruy 2011. Zuerst erschienen in: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 95, 2012, S. 231-232.

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Zuerst veröffentlicht in

Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 95, 2012, S. 231-232.

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